1810 bis 1868
Begründer der deutschen Turnbewegung war Friedrich Ludwig Jahn (11.08.1778 bis 15.10.1852). Er gründete am 18.11.1810 den Deutschen Bund, der das Ziel hatte, mit Schülern Wanderungen und Turnen durchzuführen. 1811 schuf er den ersten Turnplatz in der Berliner Hasenheide. Sein Motto war Frisch, Fröhlich, Fromm und Frei. Diese vier "F" wurden zum Symbol des Deutschen Turner Bundes. Der Deutsche Turner Bund selbst wurde 1848 in Hanau gegründet, aus dem 1868 die Deutsche Turnerschaft unter dem Vorsitz von Theodor Georgii und Ferdinand Götz entstand. (Quelle: Wikipedia, verschiedene). Eine Erinnerung an den ersten Turnplatz mit einem Jahn-Denkmal findet man heute in der Hasenheide. Ein Besuch lohnt sich (Foto: privat bei Besichtigung).
Ein weiterer Verfechter des bürgerlichen Turnens war Adolf Spieß, geboren am 03.02.1810 in Lauterbach. Er veröffentlichte in den Jahren 1840-1846 die Bücher „Die Lehre der Turnkunst“. 1847-1851 erstellte er das Buch „Turnbuch für die Schulen“. Jahns und Spieß' Bestrebungen führten zur Bildung von Turngemeinden bzw. zum durchorganisierten Turnen in den Schulen. (Quelle: Wikipedia verschiedene). Über Adolf Spieß ist in der Ausgabe von 1875 in Meyers Lexikon Nachfolgendes zu lesen (die Genehmigung zur Veröffentlichung wurde uns durch die Abteilung Rechte und Lizenzen des Verlages erteilt). Der am 12.07.1883 gegründete Männer Turn Verein Spieß Altglienicke von 1883 nahm in seinen Vereinsnamen den Namen "Spieß" in Gedenken an Adolf Spieß auf.
1868 bis 1914
Die Deutsche Turnerschaft bildete den Dachverband aller bürgerlichen Turnvereine für das gesamte Deutschland. Als zentrale Sportveranstaltung der Deutschen Turnerschaft wurden die Deutschen Turnfeste ab 1860 organisiert (erstes Deutsches Turnfest 16.-19.06.1860 in Coburg, Quelle: Wikipedia). Innerhalb der Deutschen Turnerschaft wurden die Regionen und Landesverbände in Turnkreise bzw. Kreise untergliedert. Diese Kreise führten die Kreis-Sportfeste durch, an denen die Sportler des jeweiligen Kreises teilnehmen durften. Die Turnvereine der Mark Brandenburg wurden dem Turnkreis IIIb- Brandenburg zugeordnet. Das erste Kreis-Turnfest des Kreises IIIb fand 1877 in Forst statt (Quelle: Staatsbibliothek Kreisblatt DT IIIb, Jahrgang 1912). Der Kreis IIIb-Brandenburg untergliederte sich in sechs Turn-Bezirke bzw. Bezirke, die mit römischen Zahlen gelistet wurden. Dieses waren: I-Mitte, II-Westen, III-Norden, IV-Nordosten, V-Osten, VI-Südost. Zu diesen einzelnen Bezirken gehörten jeweils eine Vielzahl von Turn-Gauen bzw. Gauen, in denen die jeweiligen örtlichen Einzelvereine aufgenommen wurden. Im Bezirk V-Osten wurde u.a. der Spreegau gebildet.
Der MTV Spieß Altglienicke war anfangs ein freier, bürgerlicher Turnverein. Er stellt am 21.02.1886 auf dem Gau-Turntag des Spreegaus, diesem beitreten zu dürfen. Der Antrag wurde genehmigt. Die regionalen Gaue in den Bezirken führten regelmäßig ihre Gau-Turnfeste durch, an denen die Sportler des jeweiligen Gaues teilnehmen durften. Innerhalb des Spreegaus gab es weiterhin Sport- und Spielfeste, Hallenturnen sowie Musterriegenturnen, die zu nicht festen Zeiten ausgetragen wurden. Wie in jeder Organisation oder in jedem Verein gab es in den Organisationen der Deutschen Turnerschaft die jährlichen Hauptversammlungen. Der Spreegau führte jeweils zum Beginn des Kalenderjahres den Gau-Turntag als Hauptversammlung durch.
Die Deutsche Turnerschaft führte ihren Sportbetrieb, der hauptsächlich aus dem bürgerlichen Turnen bestand, sowie die Turnfeste bis hinunter in die Gaue bis zum Beginn des 1.Weltkrieges kontinuierlich durch. Anfang 1900 wurde mit dem Fußball ein Sportspiel populär, das die Bürgerlichen anfangs noch gelassen betrachteten. Ab 1893 organisierten sich weiterhin die Arbeiter in Vereinen und Verbänden. Dieser Arbeitersport war bei den bürgerlichen Vereine überhaupt nicht gut angesehen. Amtliches Organ des Kreises III- Brandenburg war das Kreisblatt des Deutschen Turnkreises IIIb. Nachfolgend zwei Deckblatt-Ausschnitte dieser Zeitschrift aus dem Jahr 1899 und 1903 (Quelle: Staatsbibliothek/mit Genehmigung). Weiterhin eine Seite einer Ausgabe aus dem Jahr 1913 mit den Gauen des Ostkreises; u.a. ist der Spreegau aufgeführt, zu dem der MTV Spieß Altglienicke von 1883 gehörte. Auf der Seite "Chronik/Abteilungen/Gymnastik" findet man viele Informationen über den Sportbetrieb des MTV Spieß Altglienicke in diesem Zeitfenster.
1914 bis 1918
Als am 01.08.1914 der erste Weltkrieg begann, wurde seitens der Deutschen Turnerschaft kaisertreu zur Verteidigung des Vaterlandes aufgerufen. Im Kreisblatt des Deutschen Turnkreises IIIb war der nachfolgend Aufruf zu lesen (Quelle: Staatsbibliothek/mit Genehmigung). Auf kommentierende Bemerkungen zu diesem Text verzichten wir.
Die Deutsche Turnerschaft versuchte den Sportbetrieb in ihren Kreisen/Bezirken/Gauen und Turnvereinen aufrecht zu erhalten. Recherchen zu dieser Zeit haben uns in die damalige Zeit eintauchen lassen. Von den Turnern des MTV Spieß Altglienicke haben wir allein Anzeigen von gefallenen oder beförderten Kameraden gefunden, auf deren Veröffentlichung wir an dieser Stelle verzichten.
1918 bis 1933
Nach dem Ende des 1.Weltkrieg am 11.11.1918 stabilisierte sich der Turnbetrieb in der Deutschen Turnerschaft wieder; auch im Spreegau. Im Kreisblatt der DT IIIb (Quelle: Staatsbibliothek/mit Genehmigung), gab es in der Ausgabe vom 15.12.1918 einen markigen Aufruf, der noch in der Art der kaisertreuen Parolen verfasst wurde. Sportlich veröffentlichte der Spreegau schnell einen Arbeitsplan für 1919.
Ab 1919 gab es einen riesigen Aufschwung beim Fußball. Sowohl im D.F.B./V.B.B.) als auch im Arbeitersport (Märkische Spielvereinigung) erhöhten sich die Mitgliederzahlen und die Anzahl der Vereine rasend schnell. Die bürgerlichen Turnvereine sahen ihre Mitglieder abwandern und beschlossen, ab 1920 auch Turnspiele in ihren Vereinen zuzulassen. Zu den Turnspielen gehörten im Sommer u.a. Faustball, Raffball, Barlauf, Trommelball und im Winter die neue Sportart Handball sowie vereinzelt der gehasste Fußball. Die Turnspiele-Gruppen durften anfangs über eine Doppelmitgliedschaft auch an Meisterschaften anderer Fachverbände teilnehmen. Zwischen der Deutschen Turnerschaft und den Fachverbänden traten in der Folge Spannungen hinsichtlich der Organisationsstruktur auf, so dass sich in den Jahren 1923 und 1924 viele Turnspiel-Gruppen von den bürgerlichen Turnvereine trennten, was als "Reinliche Scheidung" bezeichnet wurde. Es gab jedoch auch Turnspiel-Gruppen, die die bürgerlichen Turnvereine nicht verließen und an den internen Spielrunden der Deutschen Turnerschaft teilnahmen. Ab 1930 kam es dann zu neuen Vereinbarungen zwischen der Deutschen Turnerschaft und den Fachverbänden, die wir hier jedoch nicht weiter erläutern wollen, da hierzu weitere Recherchen erforderlich sind (Quelle:WIKI).
Der MTV Spieß Altglienicke führte ab 1920 auch Ballspiele im Rahmen des Turnbetriebes durch (später auch in Spielrunden als "Kampfspiele der Deutschen Turnerschaft" bezeichnet). Nachweislich bildete sich im Herbst 1926 eine Jugend-Handballmannschaft, die an den Spielrunden des Spreegaus teilnahm. Ab 1927 kamen weitere Handballmannschaften beim MTV Spieß Altglienicke dazu, die bis 1930 im Rahmen des Spreegaus und danach unter dem Dach des Handball-Ausschusses des Turnverbandes Berlin spielten. Der Turnbetrieb beim MTV Spieß Altglienicke war von den Wirrungen um die Ballsportarten nicht betroffen und wurde in bewährter Art weitergeführt.
Ab Januar 1930 wurde "Das Kreisblatt für den Deutschen Turnkreis IIIb" in die "Märkische Turn- und Sportzeitung" (Quelle: Staatsbibliothek/mit Genehmigung) überführt. Als am 30.01.1933 die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernahmen, zeichnete sich eine Änderung der Gesamtstruktur der Turnerschaft ab. Informationen hierzu unter dem Register NS-Zeit.