1981-1989 - Chronik-Geschichte38

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1981
Derzeit liegen uns aus dem Jahr 1981 keine Informationen über sportpolitische Dinge in der DDR bzw. über zu erwähnende Vorgänge innerhalb der VSG Altglienicke vor.
1982
Nachdem im Jahr 1968 der Spielbetrieb im Großfeldhandball beendet wurde, gab es eine Erneuerung des Rasens im Stadion (die einzige von 1951 bis 2005). Bis Anfang der 80-er Jahre hatten die Fußballer relativ wenige Mannschaften, so dass sich die Belastung des Rasenplatzes in Grenzen hielt. Ab ca. 1980 begannen die Fußballer den Nachwuchsfußball in allen Altersklassen verstärkt aufzubauen. Weiterhin hatten die Fußballer vier Männermannschaften und eine Altersmannschaft. Damit stieg die Belastung des Rasenplatzes und durch das Sportamt wurden die Nutzungszeiten des Rasenplatzes reduziert. Das gab heftige Diskussionen, wer denn "unten" trainieren und spielen durfte bzw. wer "oben" auf die Schmirgelscheibe musste. Dieses Thema wurde ein Dauerbrenner. Eine erste Frage an das Sportamt zu den Nutzungszeiten gab es 1982.
Der Konflikt mit dem Sportamt zu den Nutzungszeiten führte zu einigen Überlegungen bei den Fußballern. Man recherchierte zum Thema Belastbarkeiten von Rasen, Pflege und Regenerationszeiten von Rasenplätzen usw. Im Ergebnis wandten sich die Fußballer an die SED-Kreisleitung Treptow mit der Bitte um Prüfung. Von dort kam keine Antwort. Das Sportamt lenkte jedoch ein wenig ein und es kam zu einer Erhöhung der Nutzungszeiten; jedoch aus Sicht der VSG-er immer noch zu wenig. Aber es war ein Kompromiss.
1983
Bei der VSG gab es die schöne Tradition, dass sowohl vom Gesamtverein als auch von den Sektionen viele Vereinsfeiern organisiert wurden (Vereinsball zumeist in Grünau/Fasching/Silvester/Sektionsfeiern). Bei der Vorbereitung von geselligen Veranstaltungen wurde 1983 in der VSG ein sogenannter "Vergnügungsausschuss" gebildet. Derartige gesellige Veranstaltungen mussten außer beim Sportamt unter bestimmten Bedingungen auch polizeilich angemeldet werden. Zuständig war die Abteilung "Erlaubniswesen", die im nachfolgenden Vorstandsprotokoll vom 19.05.1983 erwähnt wurde.
Zur zentralen Berliner Maidemonstration am 01.05.1983 musste die VSG einige Teilnehmer stellen. Die Abteilung Fußball war bereit, eine Delegation von Jugendlichen zu verpflichten. Das war ein genialer Gedanke. Leider hatten die Teilnehmer am Abend vorher wahrscheinlich eine lustige Feier. Unsere Teilnehmer erschienen bei strömenden Regen in sehr salopper Kleidung (jemand soll wohl einen fürchterlichen Regenmantel angehabt haben, der heute als overdressed bezeichnet würde). Kurz vor dem Vorbeimarsch an der Partei- und Staatsführung wurde diese sogenannte Zusammenrottung aus dem Marschblock entfernt. Politisch korrekt wertete der Vorstand diesen unglaublichen Vorgang in der Vorstandssitzung vom 19.05.1983 mit nachfolgendem Text im Protokoll aus.
Dieser Eintrag erscheint vielleicht etwas banal. Wenn man jedoch einmal in Ruhe nachdenkt, kann man vielleicht nachempfinden, dass viele staatlich verordnete Dinge zu dieser Zeit bereits überaus lächerlich betrachtet wurden. Der Vorstand hat die damalige Angelegenheit locker abgetan.
1984 und 1985
Derzeit liegen uns aus den Jahren 1984 und 1985 keine Informationen über sportpolitische Dinge in der DDR bzw. über zu erwähnende Vorgänge innerhalb der VSG Altglienicke vor.
1986
Ein besonderes Prunkstück von politischem Stumpfsinn erhielten die Fußballer der VSG Anfang 1986. Eine große Betriebssportgemeinschaft hatte sich bemüßigt gefühlt, alle Vereine aufzufordern, sich zu "11 Besonderen Taten" zu Ehren des 11.Parteitages der SED zu verpflichten. Dieses öffentliche Papier wurde sicherlich von außenstehenden Funktionären dieser BSG (z.B. betrieblichen Sportorganisatoren) erstellt. Das Schreiben wurde bei der VSG sofort zu den Akten gelegt. Wir haben Auszüge an dieser Stelle wieder zum Leben erweckt; einfach köstlich. Zur Erinnerung: Der 11.Parteitag der SED fand vom 17. bis 21.04.1986 in Berlin statt. Auf diesem Parteitag sprach u.a. Michael Gorbatschow. Es war der letzte Parteitag der SED vor der Wende.
1987
Im Jahr 1987 wurde die VSG ausgezeichnet- wofür? Sie erhielt eine Auszeichnung für die "beste Sportstätte" des Stadtbezirks Treptow; sicherlich auf Grund des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitglieder bei der Werterhaltung unserer in den Jahren 1950/1951 selbst errichteten Sportstätte. Die Prämie wurde zweckgebunden verwendet. Ob es die DDR-Heckenschere heute noch gibt???
Im Jahr 1987 begann der verstärkte Wohnungsbau in Altglienicke. In der Vorstandssitzung vom 10.12.1987 wurde eingeschätzt, dass es für die VSG neue Aufgaben geben würde. Die VSG erwartete einen starken Zulauf neuer Mitglieder. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ab, dass sich die Überbelegung des Rasenplatzes noch verstärken würde. An einen zweiten Sportplatz war zu dieser Zeit nicht zu denken. Also ließ man die Sache auf sich zukommen. Das Thema "Zweiter Sportplatz" kam erst nach der Wende ca. 1995 wieder auf die Tagesordnung und blieb bis zum 06.06.2003 Chefsache. An diesem Tag fiel in der Vorstandssitzung die Entscheidung zum Umbau des Volksstadions.
1988
Im Jahr 1988 merkte man in der DDR, dass sich eine gewisse Unruhe im Land verbreitete, nachdem die DDR-Regierung vermehrt Privatreisen nach Westberlin oder in die BRD zuließ. In den Betrieben oder auch in den Vereinen wurde viel über die Westreisen durch die "Wiederkehrer" berichtet. Einige wenige VSG-Mitglieder verließen die DDR nach einem "Westbesuch". Es gab auch einige VSG-Sportler, die einen Ausreiseantrag gestellt hatten. Der unmittelbare Sportbetrieb in der VSG blieb von diesen politischen Randbedingungen unbeeinflusst. In den Vorstandsprotokollen aus dem Jahr 1988 findet man keine Bemerkungen, die sich mit den politischen Vorgängen in der DDR befassten. Protokollierungen hierzu wären zu gefährlich gewesen. Bei der VSG gab es keine oppositionellen politischen Strömungen. Ob sich einzelne Sportfreunde kirchlich oder auch im Neuen Forum betätigt haben, ist nicht bekannt. Sportreisen von Mannschaften in den Westen fielen nicht unter "Dringende Familienangelegenheiten" und wurden damit von der VSG gar nicht erst beantragt. Der innerdeutsche Sportbetrieb beschränkte sich weiterhin nur auf Sportveranstaltungen auf der Ebene des Leistungssports.
1989
Anfang 1989 erhielt die VSG Altglienicke ein Schreiben des DTSB-Kreisvorstandes Treptow mit neuen Weisungen zur Zuständigkeit der Beantragung und zur Durchführung von Sportfahrten in das sozialistische Ausland ab Januar 1989. Sportfahrten in das kapitalistische Ausland waren in diesem Schreiben natürlich nicht aufgeführt. Jedoch wurden Hinweise gegeben, die bei gemeinsamen Sportveranstaltungen mit NSW-Mannschaften (NSW = Nicht Sozialistisches Weltsystem) zu beachten waren. Derartige Zusammentreffen konnten bei Sportveranstaltungen in den "Bruderländern" nicht ausgeschlossen werden. Wir haben dieses aus erster Sicht eigentlich unwichtige Schreiben inhaltlich in die Rubrik "Sportpolitik" mit aufgenommen, da hier einige eindeutige politische Dinge für Sportvereine in der DDR aufgeführt waren. Derartige Auflagen waren aus unserer Sicht ein deutliches Zeichen, dass das System in der DDR seinen Bürgern bzw. den Vereinen nicht vertraute (haben sie es eigentlich jemals getan?). Da die Textteile dieses in ORMIG-Kopie erstellten Schreibens auch mit maximaler Scannerauflösung nahezu nicht zu lesen sind, haben wir nur den Kopf des Schreibens hier eingefügt und weitere für uns wichtige Textinhalte nachfolgend als Abschrift beigefügt.
Register
Wortlaut
unser Kommentar
Ziffer 3 - Überschrift
Folgende Grundsätze im internationalen Sportverkehr sind bei der Planerstellung und -bestätigung zu beachten

Ziffer 3 - Absatz 1
Im Prinzip sollte eine Mannschaft im Jahr nur einen internationalen Vergleich mit einer Partnerorganisation bzw. Mannschaft durchführen  (Rückkampf im nächsten Jahr),
"Wer bisher keine Partner hatte, darf nicht?"
Ziffer 3 - Absatz 2
Grundlage für die Aufnahme von Begegnungen mit der VR Polen und der CSSR in die Planung sind bestehende Partnerschaften zwischen Sportgemeinschaften der Länder.
Ziffer 3 - Absatz 3
Die internationalen Sportbeziehungen zur UdSSR, UVR, VRB und SFR erfolgen vorwiegend im Rahmen von Partnerbeziehungen der Hauptstädte, Partnerschafts- und Freundschaftsbeziehungen von Betrieben, Institutionen und Einrichtungen dieser Länder bzw. traditioneller Verbindungen.
"Private Vereine wie die VSG waren damit eigentlich draußen"
Ziffer 3 - Absatz 4
Die internationalen Sportbeziehungen tragen vorwiegend bilateralen Charakter.
"immer schön übersichtlich"
Ziffer 4 - Überschrift/Text
Über die Teilnahme von Mannschaften bei Wettkämpfen im  sozialistischen Ausland, an denen auch Mannschaften aus dem NSW beteiligt sind, entscheidet das Sekretariat des Bezirksvorstandes.
"wenn NSW ja, dann Teilnahme nein"
Ziffer 5 - Überschrift
Verfahrensweise zur Erteilung der Start- und Spielgenehmigungen für die VR Polen und die CSSR ab 01.01.1989

Ziffer 5 - Abschnitt a
Die Sportgemeinschaften des Territoriums reichen bis..... die Anträge  .... an den Kreisvorstand ein. Zuvor müssen diese Anträge von der  BSG-Leitung und dem BFA bestätigt sein.
"Die private VSG hatte keine BSG-Leitung; also so gut wie abgelehnt?"
Ziffer 5 - Abschnitt c
Die Anträge müssen als Anlagen die Konzeption der sportlichen und politisch-organisatorischen Vorbereitung, die Finanzierungsquellen, den Delegationsleiter, die Teilnehmerlisten und bei der Einreise von Delegationen das Aufenthaltsprogramm, Zeit- und Spielplan enthalten.
"Diesen Aufwand hätte bei der VSG niemand betrieben... mit diesen ganzen Institutionen reden, schreiben und böse Fragen beantworten; Durchleuchtung inbegriffen."
Ziffer 5 - Abschnitt d
Für die Aus- bzw. Einreise von Mannschaften in die VR Polen bzw. aus der VR Polen sind für den Grenzübertritt Bestätigungsschreiben auf Kopfbögen mit Unterschrift und Siegel des Bezirksvorstandes erforderlich.........
Ziffer 5 - Abschnitt e
10 Tage nach erfolgtem Wettkampf sind 2 Exemplare des Berichtsbogens über den durchgeführten Wettkampf im Kreisvorstand abzugeben.
Ziffer 5 - Abschnitt f
Über Anträge für Wettkämpfe mit NSW-Sportlern entscheidet nach wie vor das Sekretariat des Bezirksvorstandes. Diese Anträge sind wie bisher mit den entsprechenden Bestätigungsvermerken, der Begründung und allen Unterlagen quartalsweise an die Abteilung PKJ des Bezirksvorstandes zur Bestätigung einzureichen.
Ziffer 5 - Abschnitt g
Die Kommission Internationale Arbeit des Kreisvorstandes schult die Delegationsleiter, gibt Anleitungen bei der politisch- ideologischen Vorbereitung der Wettkämpfe und kontrolliert die Durchführung der Einweisungsgespräche.
Im Sommer 1989 wurde das Ende der DDR eingeleitet. Sofort nach der Öffnung der Grenze von Ungarn nach Österreich durch den Ungarn Gyula Horn und den Österreicher Alois Mock am 27.06.1989 war in der DDR nichts mehr so, wie es bisher war. Eigentlich war dieser Tag der 14.August 1961. Einige wenige Sportfreunde der VSG verließen über Ungarn die DDR. Das Vereinsleben und der Sportbetrieb gingen bei der VSG jedoch wie üblich weiter.
Am Tag vor der Maueröffnung fand am 08.11.1989 eine völlig normale Vorstandssitzung statt, in der die üblichen Themen behandelt wurden (siehe nachfolgend). Auf der Sitzung der Fußballer am 09.11.1989 (Beginn 18.30 Uhr) wurde nach der Schabowski-Mitteilung am späten Abend die Tür zum Vereinszimmer geöffnet und jemand rief rein: "Die Mauer ist offen!" Kurz sah man sich an und setzte dann die Sitzung fort.
Im Protokoll der Vorstandssitzung vom 07.12.1989 wurden die üblichen Themen z.B. Weihnachtsfeiern, Silvester besprochen (Auszug nachfolgend). Erstmalig konnte man in einem Protokoll jedoch wieder den Begriff "Berlin-West" im Zusammenhang mit Sport bei der VSG lesen. Dieses Thema war über viele, viele Jahre aus bekannten Gründen kein Ding bei der VSG.
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