1945 - Chronik-Geschichte38

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Bereits unmittelbar nach dem Kriegsende gab es erste Bestrebungen, den Sportbetrieb in Berlin und in Deutschland wieder zu aktivieren. Wir versuchen auf dieser Seite, einige Meilensteine bei der Wiederbelebung des Sports gegliedert aufzulisten und die gesellschaftliche Entwicklung auf die Situation in Altglienicke zu adaptieren. Wir hoffen, dass wir bei dieser schwierigen Recherche so nah wie möglich an die Wahrheit kommen. Die nachfolgend aufgeführte, von uns bei der Recherche eingesehene Literatur wurde entweder in der DDR oder in der BRD/Westberlin/ bzw. im wiedervereinigten Berlin veröffentlicht. Somit werden verschiedene gesellschaftliche Ereignisse teilweise durch die Autoren recht unterschiedlich bewertet. Wir listen diese Aussagen zumeist frei von Bewertung auf,
1)* Lothar Skorning: "Fußball in Vergangenheit und Gegenwart",
2)* Lorenz Peiffer: "Die erstrittene Einheit",
3)* Literatur und Informationen des Bürgervereins Altglienicke u.a. "Altglienicke einst und jetzt" und "Geschichten vom Dorf Altglienicke",
4)* Dr. Prof. Dr. G,Wonneberger/Lothar Skorning: "Beiträge zur Sportgeschichte 1 und 2",
5)* Katalog zur Ausstellung "Eine Insel auf der Suche nach Festland- West:Berlin",
6*) Staatsbibliothek Berlin, Archiv, "Berliner Zeitung, Sportecho, Fußball-Woche (teilweise auch privat), Handball",
7)* (besonderer Dank) Jürgen Lüttke, Dissertation Humboldt-Uni, "Der kommunal geleitete Sport von seinen Anfängen im Mai 1945 bis zur Spaltung Berlins Ende 1948",
8)* ZGA Berlin, "Der Tagesspiegel",
9)* Schriftenreihe Körperkultur und Sport Nr. 37 1988, Dokumente ab Seite 44,
10)* Rudi Reichert "Der Tag vor 50 Jahren" aus Sammlung zu "50-ster Jahrestag Deutscher Sportausschuss",
11)* Christian Becker in "Der Sport in der SBZ und frühen DDR"; Bundesinstitut für Sportwissenschaft Band 109,  
Bei allgemein bekannten geschichtlichen Ereignissen haben wir keine Quellenangaben gesetzt bzw. Hinweise auf Wiki vermerkt.
Mai 1945 - Der Wiederbeginn
Bereits vor dem 08.05.1945 war der Krieg in Altglienicke beendet. Am 23.04.1945 nahmen die sowjetischen Truppen unseren Ortsteil ein und organisierten umgehend eine Verwaltung. Über diese ersten Tage im Frieden kann man in den Büchern des Bürgervereins Altglienicke viel Interessantes finden.
Datum
Ereignis
23.04.1945
Die "Rote Armee" erreichte Altglienicke. 3)*
26.04.1945
Beginn der neuen Verwaltungsarbeit in Altglienicke mit den Schwerpunkten Versorgung und Wiederherstellung der Infrastruktur, 3)*
28.04.1945
Befehl Nr. 1 des Chefs der Besetzung der Stadt Berlin (Generaloberst Bersarin) "Auflösung der NSDAP und ihrer Gliederungen. 7)*; siehe jedoch 10.10.45 und 17.12.45
30.04.1945
Durch die Alliierten wurde in Altglienicke eine Bürgermeisterei eingesetzt. 3)*
Am 08.05.1945 unterzeichnete Deutschland die Kapitulation. Bereits im restlichen Monat Mai erfolgte durch die russischen Alliierten der Befehl zu einer Neuorganisation des gesellschaftlichen Lebens in Berlin und Umgebung. Der Sport kam dabei unmittelbar nach Kriegsende schnell wieder in Bewegung. Wir vermuten, dass auch in Altglienicke bereits im Mai 1945 wieder über Sport nachgedacht wurde.
Datum
Ereignis
02.05.1945
Ende der Kampfhandlungen in Berlin,
08.05.1945
Unterzeichnung der Kapitulation Deutschlands in Berlin Karlshorst,
16.05.1945
Erstes Fußballspiel in Berlin nach dem Krieg; in Spandau; Mannschaften nicht bekannt, 1)*
19.05.1945
Die russischen Alliierten setzten einen Magistrat für Groß-Berlin als exekutives Organ ein (Magistrat Werner); Quelle: Wiki.
20.05.1945
Die russischen Alliierten erlaubten die Bildung von provisorischen Verwaltungen auf der Ebene der Stadtbezirke. In den unter dem Dach der bezirklichen Ämter für Volksbildung gebildeten provisorischen Sportverwaltungen wurden in örtlicher Selbstverwaltung Sportbeauftragte (Sportobleute) und Dezernenten für Sport und Spiel eingesetzt. Diese hatten u.a. die Aufgaben - Erfassung der Sportler in Ortsgruppen, Organisation des Wiederaufbaus von Sportstätten, Organisation bezirklicher Sportveranstaltungen. Durch die Unterstellung des Sports in die örtliche Verwaltung wurden die Grundlagen für den "Kommunalen Sport" geschaffen. 7)*
20.05.1945
Beginn des unorganisierten Spielbetriebes in Berlin an Wochenenden 1)*. Erste Fußballspiele im Stadion Buschallee und im Stadion Lichtenberg Herzberge. 7)*
30.05.1945
1. Zentrale Tagung der Sportobleute der Stadtbezirke mit 47 Teilnehmern im Berliner Stadthaus. Wesentliche Themen waren u.a. Werbung von Sportfreunden für eine spätere Tätigkeit in den zentralen Sportverwaltungen, Auswirkung der Auflösung des NSRL und seiner Vereine, Berichterstattung der einzelnen Stadtbezirks-Obleute zur Situation der Sportanlagen, Sporthallen und Schwimmbäder. Den Stadtbezirk Treptow vertrat Sportfreund Bruno Plasch und für den Stadtbezirk Köpenick nahmen die Sportfreunde Herbert Schmidt und Erich Henke teil. Erstmals saßen ehemalige Arbeitersportler und bürgerliche Sportler an einem Tisch, um über die zukünftige Entwicklung eines gemeinsamen Sportwesens zu beraten. 7)*  
30.05.1945
Möglicher Zeitpunkt einer erste Zusammenkunft von Altglienicker Handballern und/oder Altglienicker Fußballern nach dem Krieg.
Ein wichtiger Beleg dafür, dass der Sportbetrieb in Altglienicke bereits unmittelbar nach dem Krieg wieder aufgenommen wurde, ist der nachfolgende Ausschnitt aus einer Eintrittskarte zu einem Vereinsvergnügen am 30.05.1948 anlässlich des dritten Geburtstages der SG Altglienicke (komplette Karte siehe 1948). Diese Eintrittskarte erhielten wir vom Bürgerverein Altglienicke. Der 30.05.1948 wurde sicherlich aus organisatorischen Gründen gewählt. Es kann aber auch sein, dass sich wirklich exakt am 30.05.1945 erstmalig wieder Altglienicker Sportler getroffen hatten, um über die Zukunft des Sports in Altglienicke zu befinden. Deshalb haben wir diesen 30.05.1945 in das Zeitfenster Mai 1945 als Meilenstein benannt. Die nachfolgenden Sportfreunde waren die Macher der ersten Stunde in unserem Ortsteil Altglienicke.
Fotos von links nach rechts: Otto Hentschel - Gründer des BSC Freiheit 1906 und Initiator der Fusion der Arbeitersportvereine 1912 und 1914, Sportobmann der Ortsgruppe Altglienicke, später Mitglied der Leitung der SG Altglienicke; Willi Braune - Handballer in der TuSV Altglienicke 1906 und später beim MTV Spieß, Sportobmann der Ortsgruppe Altglienicke, später Mitglied der Leitung der SG Altglienicke; Gustav Rockel - 1.Vorsitzender Fußball beim AGBC 1909 und Spartenleiter in der Ortsgruppe/SG Altglienicke; Willi Sadowski - Spartenleiter Handball in der Ortsgruppe/SG Altglienicke.
Juni 1945 - Bildung von exekutiven Sport-Organisationen in Berlin
Datum
Ereignis
05.06.1945
Unterzeichnung einer Vereinbarung der alliierten Streitkräfte über die Viermächteverwaltung für Gesamt-Berlin. Grundlage war das Londoner Protokoll der European Advisory Commission vom 12.09.1944 mit dem Inhalt: Aufteilung von Deutschland und von Berlin. 5)* Dem Grunde nach wurde am 12.09.1944 die spätere Bildung eines Alliierten Kontrollrates für Deutschland durch die Alliierten beschlossen.
07.06.1945
Konstituierung eines Sportamtes (SPA) im Magistrat von Groß-Berlin im Kleisthaus in der Mauerstraße 53. Das SPA unterstand der Abteilung Volksbildung. Die Leitung übernahmen als Hauptamtliche Franz Müller (Leiter) und Max Preuß (Stellvertreter). Die wichtigste Aufgabe des SPA war die Schaffung einheitlicher Grundlagen für den Sport in Gesamt-Berlin, da die Entwicklung des Sports in den einzelnen Stadtbezirken ab Mitte Mai 1945 auf Grund der örtlichen Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich verlief. Weitere Arbeitsschwerpunkte des SPA waren u.a. Registrierung und Verwaltung des Sportbetriebes, Wiederaufbau von Sportanlagen, Beschaffung von Sportmaterial, Klärung von Fragen zu Vereinsvermögen, Ausbildung, Werbung für den Sport, Ansprechpartner für den Berufssport, Abstimmung mit den Alliierten. 7)* 9)* Mit der Konstituierung des SPA erfolgte de facto die Legitimierung der bisherigen "provisorischen" Bezirkssportämter.
10.06.1945
In der Präambel des SMAD-Befehls Nr. 2 wurde der Kommunale Sport beschrieben: "Träger des Kommunalen Sports sind der Magistrat und die Bezirksämter. Er ist auf Kreisebene zu beschränken. Organe auf der Ebene des Magistrats sind das Sportamt und ein zentraler Sportausschuss. Organe auf der Ebene der Stadtbezirke sind die Bezirkssportämter und bezirkliche Sportausschüsse mit den Technischen Beiräten. Die Sportler sind durch die Haus- und Straßenobleute zu erfassen." 7)*
10.06.1945
Erstes öffentliches Handballspiel nach dem Kriegsende zwischen Weißensee und Hohenschönhausen. (Archiv HVB)
11.06.1945
Magistrat und Sportamt gaben die "Vorläufige Richtlinie für die Wiedereröffnung des Schulwesens" heraus. Max Preuß vom SPA erstellte ein "Programm zur Förderung und Lenkung der körperlichen Erziehung in allen Schulgattungen"; u.a. sollte es in den Schulen geben: 15 min Frühsport, einen Wandernachmittag, zwei Wochenstunden Sport, fakultativer Spiele-Nachmittag. 7)*
21.06.1945
Auf Einladung des SPA fand im kleinen Saal der Feuersozietät in der Parochialstr. die Konstituierende Sitzung eines Zentralen Sportausschusses (ZSA) statt. Der ZSA war eine Vereinigung von ehrenamtlichen Funktionären, die als beratendes Gremium für das SPA tätig waren. Der ZSA übernahm Arbeitsgebiete des SPA u.a. auch die Organisation des operativen Sports (eigentlich als Exekutive): Mitglieder des ZSA waren Franz Müller (SPA), Max Preuß (SPA), Arthur Priefert (Ausbildung von Übungs- und Jugendleitern/Spiel- und Sportplatzangelegenheiten), Hans Mickin (Presse und Rundfunk), Dr. Carl Diem/Otto Schippke (Reichssportanlagen), Arne Köblin/Hans Sobek/Frieda Trampe (Zentrale Sportveranstaltungen), Karl Kosel (Sport- und Spielgeräte) 7)*.Weitere Themen dieser Sitzung waren die Auflösung des NSRL, Durchführung von Profi-Boxen. 4)*
26.06.1945
1.Rundschreiben des SPA (von insgesamt 17 Schreiben) an die Bezirkssportämter mit den Themen: Liquidierung der NSRL-Vereine mit Einzug der Vermögenswerte und Übergabe der Vermögen als Aufstellung an den Stadtkämmerer Dr. Siebert sowie die Festlegung, dass in allen Bezirkssportämtern Technische Leiter für die Sportarten Fußball, Handball, Hockey, Leichtathletik und Turnen einzusetzen sind. 7)*
Dem Sportamt im Magistrat waren 20 Bezirkssportämter untergeordnet. Diese Bezirkssportämter hatten nach der Erfassung der Sportler in den Ortsteilen wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit dem zentralen Sportausschuss die kommunalen Verwaltungen aufgefordert, Meldungen über einen gewünschten kommunalen Sportbetrieb abzurufen. Die Meldungen beinhalteten u.a die Namen von teilnehmenden Sportlern. Diese mussten im betreffenden Ortsteil wohnen. Anfangs trugen die sich konstituierenden Sportgruppen als Name nur den Ortsnamen )*7, weshalb wir in der Geschichte des Sport in Altglienicke für den Zeitraum 1945 bis 1946 die Bezeichnung "Ortsgruppe Altglienicke" gewählt haben. Die Startmeldungen konnten die Ortsgruppen bei den Geschäftsstellen für kommunale Mitarbeit in den Verwaltungsbezirken oder im zuständigen Rathaus abgegeben. Wir gehen davon aus, dass ab Juni 1945 auch in Altglienicke die Bildung von Ballspiel-Ortsgruppen geplant wurde. Die Turner in Altglienicke waren noch nicht aktiv. Turnen mit militärischem Charakter (wahrscheinlich "Riegenturnen") waren noch verboten. Paul Schulze (Ehrenmitglied der VSG) schrieb in seinem Gedächtnisprotokoll nachfolgendes:
Juli 1945 - Berlin wird Viermächte-Stadt
Datum
Ereignis
04.07.1945
Übernahme des Besatzungsstatus durch die drei Westmächte in Berlin nach der Vereinbarung vom 05.06.1945 (Quelle: Wiki).
06.07.1945
Das Sportamt des Magistrats veröffentlichte die "Richtlinien für den Wiederaufbau der Sportbewegung in Berlin". Zu diesem Zeitraum (exakter Zeitpunkt noch nicht bekannt) hatte das Sportamt die Sportarten Fußball, Handball, Hockey, Tennis, Leichtathletik, Männerturnen, Frauenturnen, Kinderturnen, Radfahren, Schwimmen, Segeln, Rudern, Kanu, Boxen, Ringen, Jiu-Jitsu, Wandern, Schach, Tischtennis, Basketball, Rugby, Kricket, Faustball, Bergsteigen, Freikörperkultur, Angeln, Kegeln, Wintersport, Rollschuhlauf als Sportarten für den Neuanfang gelistet. 4)*
11.07.1945
Die westlichen Alliierten stimmten mit dem Befehl Nr. 1 des Alliierten Kontrollrates bzw. mit dem Beschluss der interalliierten Militärkommandantur (unterzeichnet von Gorbatow, Lyne und Parks) allen bisher von den russischen Alliierten erlassenen Befehlen und Anordnungen für Gesamt-Berlin zu. 7)* Damit stimmten die Westalliierten nach unserer Bewertung auch dem "Kommunalen Sport" zu.
11.07.1945
Der Alliierte Kontrollrat bildete in den Räumen der sowjetischen Zentralkommandantur die Alliierte Kommandantur für Berlin, die an diesem Tag ihre 1. Sitzung durchführte. Die Alliierte Kommandantur bestand aus den vier Stadtkommandanten der Besatzungsmächte. Sie war dem Alliierten Kontrollrat unterstellt. Sie erließ Befehle und Anordnungen an den Magistrat von Berlin. Diese wurden unter den Bezeichnungen BK/O = Berlin Kommandantura/Order oder BK/L = Berlin Letter bzw. unter laufenden Befehlsnummern geführt. (Wiki)
14.07.1945
Das Sportamt organisierte eine Zusammenkunft der bezirklichen Spartenleiter und Techniker der Sportarten Fußball, Handball und Hockey im Tempelhofer Rathaus. Ziel war die Bildung der Spartenleitungen im Sportamt (Fußball: Priefert, Boos, Koppehel, sowie die Abschnittsleiter Lausch, Boos, Witzke und Kegel).
16.07.1945
Die Leitung der Sparte Fußball im Zentralen Sportausschuss (ZSA) wurde gebildet: Priefert, Boss, Witzke, Schmidt/Pankow, Schmidt/Wedding, Levin, Tilgner, Kegel, Vossen. Kurt Dräger von Rehberge wurde Spartenleiter Handball.
25.07.1945
Die Alliierte Kommandantur von Berlin übernahm das Gebäude der öffentlichen Feuerversicherungen in der Kaiserswertherstr. 16-18 in Dahlem. 7)*
30.07.1945
1. Sitzung des Alliierten Kontrollrates auf der Konferenz von Potsdam (Wiki); siehe jedoch Befehle und Festlegungen des Alliierten Kontrollrates vom 11.07.1945.
Ende Juli 1945 müssen sich in Altglienicke Sportler unter der Leitung der oben genannten Aktivposten zusammengefunden haben, um "Ortsgruppen" für die Sportarten Fußball und Handball in Altglienicke zu bilden und die Meldungen für den Spielbetrieb vorzubereiten.
August 1945 - Die Spielrunden werden vorbereitet
Datum
Ereignis
06.08.1945
4.Rundschreiben des Sportamtes (SPA) mit der Benennung von 19 Sportarten, die zu dieser Zeit in Berlin organisiert durchgeführt werden durften 4)*. "Organisiert" interpretieren wir als "vereinbart" auf Basis von Gesellschaftsspielen oder Vergleichen ohne Meisterschaften.
06.08.1945
Herausgabe der "Erläuterungen zur Richtlinie für den Wiederaufbau der Sportbewegung in Berlin" durch das SPA. 7)*
15.08.1945
Annahme/in Recherche: Meldung der Altglienicker "Ortsgruppen" Fußball und Handball beim Bezirks-Sportamt Treptow (ggf. Bezirksamt Treptow oder Rathaus Treptow oder bezirkliche Vertretung des Zentralen Sportausschusses ggf. bereits Bezirkssportausschuss).
20.08.1945
In diesem Zeitfenster wurden unter dem Dach des SPA aus 27 einzelnen Sportsparten sieben Großsparten gebildet ("Spiele" u.a. mit Fußball und Handball, Turnen, Schwerathletik, Naturfreunde, Schwimmen, Wassersport, Radsport). Herausgabe einer Wettspielordnung durch eine "Gruppe Spielen" für die Sportarten Fußball, Handball, Hockey, Tennis, Tischtennis, Basketball, Rugby, Sommerspiele u.a. Faustball). Als Sportgruß wurde statt "Frei Sport" "Gut Sport" festgelegt. 7)*
20.08.1945
Zuordnung der Stadtbezirke Berlins in die vier regionalen Abschnitte West, Süd, Nord und Ost (mit Köpenick, Treptow, Lichtenberg, Friedrichshain, Kreuzberg). Für die Organisation des Wettspielbetriebes waren die Abschnittsleitungen verantwortlich, die den Spartenleitungen und dem Technischen Beirat des SPA untergeordnet waren.
21.08.1945
Das Sportamt führte Schulungen für zukünftige Sportfunktionäre durch. 4)*
30.08.1945
Der Zentrale Sportausschuss (ZSA) wurde auf 15 Mitglieder erweitert. Es kamen hinzu Helmut Behrendt, Anne-Liese Hintze, Herbert Schmidt, Günter Bullerjahn, Gerda Reck sowie Carl Koppehel für Hans Sobek. 7)* 9)*
In Zeitungen aus dem August 1945 findet man eine Vielzahl von Ansetzungen und Ergebnismeldungen von Gesellschaftsspielen der Sportarten Fußball, Handball und Hockey. Die Sportarten-Verantwortlichen innerhalb der Sparte "Spiele" des Zentralen Sportausschusses begannen mit der unmittelbaren Organisation erster Meisterschaften ab September 1945. Im Fußball wurden vier Abschnitte gebildet (Norden, Osten, Süden, Westen). Am 09.08.1945 wurden in der Berliner Zeitung Mitteilungen der regionalen Abschnitte hinsichtlich der Organisation des zukünftigen Spielbetriebes veröffentlicht.
September 1945 - "Ortsgruppe Altglienicke" beginnt den Spielbetrieb
Datum
Ereignis
01.09.1945
Zur aktuellen Spartenleitung Fußball im zentralen Sportausschuss gehören: A.Priefert (Leiter), R.Genthe (Stellvertreter), Koppehel (Technik und Presse), B.Witzke (Abrechnung), G.Bernhardt (Jugend), W.Lausch (Schiedsrichterwesen), P.Köppchen (Einsprüche), G.Levin (Schrift- und Börsenleiter), Abschnittsleiter (Ost-W.Boos, West-E.Kegel, Nord-K.Vossen, Süd-B.Witzke) 7)*
01.09.1945
Beginn der Spielrunden in Berlin mit ca. 100 Fußballmannschaften 1)*; auch Handball und Hockey,
02.09.1945
Erste Ansetzung nach dem Krieg für eine Altglienicker Fußballmannschaft- Abschnitt Ost/ 1.Mannschaften: u.a. Alt-Glienicke gegen Lichtenberg-Nord (Quell: Berliner Ztg)
03.09.1945
Zur aktuellen Spartenleitung Handball im zentralen Sportausschuss gehören: K.Dräger (Leiter), H.Dräger (Stellvertreter), S.Ciszak (Technik), K.Priem (Frauen), F.Krause (Presse), E.Puls (Börsenleiterin), A.Plötz (Schiedsrichter), K.Kione (Jugend), H.Dräger (Kasse), A.Moldenhauer (Einsprüche), Abschnittsleiter (Ost-Willi Braune/Altglienicke, West-A.Grenz, Süd-B.Röse, Nord-K.Klose) 7)*.
15.09.1945
Verordnung Nr. 9 der britischen Militärverwaltung für die britische Besatzungszone; Ziffer 1 sinngemäß "...sportliche Veranstaltungen müssen nicht mehr angemeldet werden..." 2)*
15.09.1945
Schreiben des Oberbürgermeisters des Magistrats an die Alliierte Kommandantur von Berlin: ".... wurde von seiten des Magistrats durch die Bezirkssportämter auf kommunaler Basis ein Sportbetrieb ohne Zusammenfassung der Sporttreibenden in Vereinen organisiert ......" (also nur in Ortsgruppen).
23.09.1945
Erste Ansetzung nach dem Krieg für eine Altglienicker Handballmannschaft der Männer- Kreuzberg II- Alt-Glienicke, Tib-Platz, Lilienthalstraße 17 (Quelle: Berliner Ztg.)
23.09.1945
Erste Ansetzung nach dem Krieg für eine Altglienicker Handballmannschaft der Frauen- Bohnsdorf- Alt-Glienicke, Am Buntzelberg (Quelle: Berliner Zeitung),
29.09.1945
Befehl Nr. 80 des Chefs der SMAD (Sowjetische Militär Administration) zur Auflösung von nationalsozialistischen Organisationen (u.a. NSRL) 7)*. Aus unserer Sicht ein Basisdokument für das 2.Alliierte Kontrollratsgesetz (siehe 10.10.1945). Im Befehl Nr. 126 wurde die Enteignung aller NS-Organisationen angeordnet (31.10.1945). 7)*
Oktober 1945 - Politische Auflösung der alten Organisationen und Vereine
Datum
Ereignis
01.10.1945
Das Sportamt im Magistrat wird in Hauptsportamt (HSPA) umbenannt; in 7)* wird nur der Monat Oktober 1945 genannt. Wir nehmen den 01.10.1945 an, da in 7)* zu lesen ist, dass per Datum 01.10.1945 das HSPA für die Sportämter in den Bezirken eine Aufgabenstruktur herausgab und die Amtsleiter zur regelmäßigen Berichterstattung an das HSPA verpflichtet wurden.
10.10.1945
Erlass des 2.Alliierten Kontrollratsgesetzes zur Auflösung aller nationalsozialistischen Organisationen (Quelle: gleiche Info in vielen Dokumentationen/Amtsblatt des Alliierten Kontrollrates vom 29.10.1945). Der  "Befehl zur Liquidierung und Verbot von NS-Organisationen" wurde am 01.10.1945 durch den Alliierten Kontrollrat erlassen und im Verordnungsblatt der Stadt Berlin vom 10.10.1945 veröffentlicht. 7)*
Am 10.10.1945 wurde das Kontrollratsgesetz Nr. 2- Liquidierung der Nazi-Organisationen in Kraft gesetzt.
Unter Artikel I.1 ist zu finden: "Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, ihre Gliederungen, die ihr angeschlossenen Verbindungen und die von ihr abhängigen Organisationen, einschließlich der halbmilitärischen Organisationen und aller anderen Nazieinrichtungen, die von der Partei als Werkzeuge ihrer Herrschaft geschaffen wurden, sind durch vorliegendes Gesetz abgeschafft und für ungesetzlich erklärt."
Im Anhang zu diesem Kontrollratsgesetz findet man eine Auflistung aller zu verbietenden Organisationen; unter Ziffer "43- NS-Reichsbund für Leibesübungen" zu dem vom Grundsatz her auch alle Fachämter und Vereine gehörten.
Im Monat Oktober nahmen die Mannschaften der Altglienicker Ortsgruppen Fußball und Handball an den Meisterschaften der Sparten Fußball und Handball Groß-Berlin teil. Leider gibt es von den Spielen nahezu keine Ergebnismeldungen.
November 1945 - Sportbetrieb in zugelassenen Sportarten
Datum
Ereignis
01.11.1945
Rundschreiben Nr. 11 des Hauptsportamtes an die Sportämter der Verwaltungsbezirke; sinngemäß ... die Bildung von Sportvereinen ist untersagt....
19.11.1945
Befehl Nr. 221 der Alliierten Kommandantur von Berlin: .... zugelassene Sportarten sind Volleyball, Basketball, Hockey, Rugby, Fußball, Schlittschuhlaufen, Tennis, Kegeln, Angeln, Kinder-Gymnastik, Körper-Gymnastik.... . 7)* 8)*
Die Auflistung der zugelassenen Sportarten gemäß Anordnung vom 19.11.1945 widersprach der bisherigen Praxis in Berlin. Beim Sportamt waren im Juli 1945 bereits 29 Sportarten gelistet. In 19 dieser Sportarten gab es nach Informationen des Sportamtes im Rundschreiben Nr. 4 vom 06.08.1945 einen Sportbetrieb. Auch der Tagesspiegel vom 22.11.1945 veröffentlichte dieses Aufstellung.
Die Alliierte Kommandantur von Berlin modifizierte per Anordnungsfortschreibung vom 29.11.1945 die Zulassung von Sportarten soweit, dass "..alle Sportsektionen mit militärischen Charakter..." aufzulösen sind und dass eine "...Überwachung aller genehmigten Sportsektionen..." erfolgen muss 2)*. Auch der Alliierte Kontrollrat erließ mit dem 8.Alliierten Kontrollratsgesetz eine Anordnung für den Sportbetrieb für ganz Deutschland. Beide Anordnungen/Gesetze wurden aus unserer Sicht entsprechend der Realität des Sportbetriebes angepasst. Verboten waren demnach nur noch Sportarten mit militärischem Charakter wie Fechten, Schießen und Leibesübungen zur Körperertüchtigung im Sinne einer Militärausbildung.
Datum
Ereignis
29.11.1945
Modifizierung der Anordnung vom 19.11.1945 hinsichtlich der zugelassenen Sportarten, 2)*
30.11.1945
8.Alliiertes Kontrollratsgesetz: sinngemäß .....Tätigkeiten mit militärischen Charakter unter dem Deckmantel des Sports sind nicht zulässig....7)*.
In Altglienicke wurden Ende 1945 nachweislich nur die Sportarten Fußball und Handball im Rahmen des Kommunalen Sports organisiert betrieben, so dass die Anordnungen/Gesetze vom 19./30.11.1945 in unserem Ortsteil nicht durchgesetzt werden mussten. Ob die Ortsgruppe Handball, die vor dem Krieg bei den Turnern "angehangen" war, bereits unorganisierte turnerische oder leichtathletische Tätigkeiten ggf. als Kinderturnen und/oder Frauensport durchführte, wissen wir nicht. In wie weit der ehemalige Reitverein Altglienicke durch die Gesetzgebung vom November 1945 betroffen war, recherchieren wir nicht. Dazu war dieser Verein nicht prägend genug für den Altglienicker Sport.
Dezember 1945 - Endgültige Auflösung der alten Organisationen und Vereine
Datum
Ereignis
03.12.1945
Anweisung Nr. 17 der britischen Militärregierung für die Britische Besatzungszone (sinngemäß): "...Es dürfen sich Sportvereine ohne Genehmigung der britischen Militärregierung bilden..." 2)*. Das war ein Widerspruch zum 2.Alliierten Kontrollratsgesetz vom 17.10.1945.
12.12.1945
Verordnung Nr. 25 der französischen Militärregierung für die französische Besatzungszone (sinngemäß): ... Durchführung der Verordnung Nr. 22 Artikel 17 vom 12.12.1945 über die Wiederherstellung des Vereinsrechtes ist unter Aufsicht und Genehmigung möglich... erweitert am 13.12.1945 mit Festlegungen zur Genehmigung von Jugendvereinen. 2)*

In der Amerikanischen Besatzungszone existierten keine Anweisungen oder Verordnungen zur Wiederzulassung von Vereinen. Dort gab es individuelle, regionale Entscheidungen. 2)*
17.12.1945
Erlass der 23.Alliierten-Kontrollrats-Direktive, unterzeichnet von D.Clay (USA), B.H. Robertson (England), L.Koeltz (Frankreich), V.Sokolowsky (Sowjetunion) 7)*
Die Handlungsweisen für die Neuorganisation des Sportes und des Vereinswesens in Deutschland wurden durch die vier Alliierten in ihren jeweiligen Besatzungszonen unterschiedlich betrachtet und gehandhabt. Wurde mit dem 2.Alliierten Kontrollratsgesetz vom 10.10.1945 unter Ziffer 43 der "Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen" verboten und damit eigentlich auch dessen Unterorganisationen, so betrachteten die Westalliierten Vereine nicht zwingend als "Unterorganisationen". 2)* Zumindest hatte es den Anschein. Die sowjetische Militärregierung sah diese Betrachtungsweise als Widerspruch zum 2.Alliierten Kontrollratsgesetz und legte nach. Der Alliierte Kontrollrat erließ zum 17.12.1945 die 23.Alliierten-Kontrollrats-Direktive in Deutschland "Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in Deutschland". Im Tagesspiegel vom 22.12.1945 wurde der Text dieser Direktive veröffentlicht. Diese Direktive legte eindeutig fest, dass die bisherigen Sportvereine Unterorganisationen des NSRL waren und mit Wirkung zum 01.01.1946 aufzulösen und zu verbieten sind; also auch endgültig der Altglienicker Ballspiel Club 1909 und der MTV Spieß Altglienicke von 1883.
Die 23.Alliierten-Kontrollrats-Direktive hatte für die Mannschaften der Altglienicker "Ortsgruppen" keine unmittelbaren Auswirkungen. Sie nahmen als "Altglienicke" unverändert an den Spielen der Sparten Fußball und Handball in Groß-Berlin teil. Diese Spielrunden, die bis Ende 1945 angesetzt waren, stellten dem Grunde nach Qualifikationsrunden dar, um für das Frühjahr 1946 erste sinnvolle Staffeln einführen zu können.
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