1949- Die politische Teilung Deutschlands
In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) bzw. auf dem Gebiet von Berlin sollte der Sport zukünftig an die Betriebe angegliedert werden. Nachdem für die SBZ bereits der Deutsche Sportausschuss gebildet wurde, gründete sich nach der Trennung des Magistrats für Ostberlin anstelle des Hauptsportamtes der Sportausschuss Groß-Berlin einschl. der Sportkreisämter. Davon ließen sich die Westberliner Vereine nicht beeindrucken. Unter dem Mantel ihrer Fachausschüsse hatten die restlichen kommunalen Sportgruppen ihre alten Vereinsnamen angenommen und richteten sich ein, unter dem Dach eines jeweiligen Fachverbandes ihren Sportbetrieb wieder zu organisieren.
Datum | Ereignis |
02.02.1949 | Gründung des Sportausschusses Groß-Berlin (Leitung Heinz Dose und Helmut Behrendt) unter dem Dach des Magistrats von Ostberlin. Seine Wirkung blieb auf dem Ostteil Berlins beschränkt. Der Sportausschuss befasst sich u.a. mit der Überführung des kommunalen Sports in ein System des Vereinssport für den Bereich Ostberlin. |
10.02.1949 | Aufnahme des Sportausschusses Groß-Berlin in den Deutschen Sportausschuss. Der Name wurde wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt in Landessportausschuss Groß-Berlin geändert. |
18.02.1949 | Gründung des Kreissportausschusses Treptow als Dachorganisation für die SG Altglienicke im Landessportausschuss Groß-Berlin. |
30.03.1949 | Außerordentliche Sitzung des Hauptamtes für Leibesübungen (Westberlin) mit den Vertretern der Vereine, Sportgruppen und den Leitungen der Sparten zur Festlegungen der Sportsystems in Westberlin; der sogenannte "Freie Sport". |
31.03.1949 | Ende des kommunalen Sports, |
Ab dem 01.04.1949 durften sich im sowjetischen Sektor Berlins (als letzter der vier Sektoren) offiziell wieder Vereine gründen. Die Sportsparten der "Sportgruppe (SG) Altglienicke" beschlossen, die ab dem 01.01.1946 geschaffene Mehrspartenstruktur der Sportgruppe unter einem neuen Vereinsnamen weiterzuführen. Es sollte der Altglienicker Sport Verein (A.S.V.) gegründet werden. Die Anträge zur Gründung wurden in der Vorstandssitzung am 22.03.1949 ausgefüllt. Am 26.04.1949 wurde in der Vorstandssitzung berichtet, dass die Unterlagen zur Vereinsgründung abgegeben wurden.
Durch Herrn Ronald Seiffert erhielten wir im März 2017 die Mitgliedskarte eines Sportfreundes vom Altglienicker Sport Verein. Auf Grund des Textes auf der linken Seite kann man schlussfolgern, dass diese Mitgliedskarten erst nach dem 07.10.1949 angefertigt und ausgegeben wurden. Das Eintrittsdatum in den A.S.V. wurde rückwirkend zum 01.04.1949 festgelegt. Zu beachten ist jedoch, dass man für den 01.04.1949 noch die Bezeichnung SG Altglienicker SV wählte. Damit können wir wohl annehmen, dass die offizielle Zulassung für den A.S.V. später als am 01.04.1949 erfolgte. Da wir nicht genau wissen, wann der Antrag auf Zulassung durch das Bezirksamt (bzw. Kreisamt) bestätigt wurde, bezeichnen wird den Tag der Gründung des Altglienicker Sport Vereins teilweise als "ab 01.04.1949". Das werden wir so lange tun, bis wir irgendetwas schriftliches über die endgültige Zulassung gefunden haben. Bis auf die Sparte Angeln schlossen sich alle anderen Sportsparten der SG Altglienicke dem A.S.V. an.
Als Vereinsfarben wählte man im A.S.V. blau/weiß, die noch heute die Vereinsfarben der VSG Altglienicke e.V. sind. Wo die Farben blau/weiß herkommen ist nicht eindeutig. Bekannt ist, dass die Fußballer des Altglienicker Ballspiel Clubs 1909 kurzzeitig in blauer Spielkleidung spielten (sonst weiß/schwarz). Die Turner des MTV Spieß Altglienicke von 1883 waren durchweg in weiß oder weiß/schwarz ausgerüstet. Die Spielkleidung der Handballer des MTV Spieß Altglienicke von 1883 ist nicht bekannt. Alte Sportkleidung, die in der Spielgemeinschaft mit Adlershof und nach dem Krieg in der SG Altglienicke verwendet wurde, war rot/schwarz. Die Sportler der TuSV Altglienicke 1906, die als Arbeitersportverein 1933 verboten wurden, trugen weiße Hemden und schwarze Hosen. Vielleicht sollten die Farben blau und weiß einen farblichen Neuanfang für unseren Mehrspartenverein darstellen.
Nach der Einführung der D-Mark in den Westzonen und in den Westsektoren von Berlin im Jahr 1948 und der damit verbundenen wirtschaftlichen Trennung Deutschlands und Berlins erfolgte im Mai 1949 und im Oktober 1949 durch die Gründung der BRD und der DDR auch die politische Trennung. Westberlin gehörte dem Status nach nicht zur BRD. Jedoch war dieses allein eine politische Interpretation. Durch die D-Mark, dass marktwirtschaftliche System sowie durch die Eigenverwaltung war Westberlin dem Grunde nach ein Teil der BRD. Der Sport in Berlin blieb vom bestehenden Status Quo in Berlin zuerst unbeeinflusst. Die Meisterschaften wurden wie übliche als gemeinsame Wettbewerbe ausgetragen.
Datum | Ereignis |
01.05.1949 | Die Rechts- und Strafordnung des Deutschen Sportausschusses tritt in Kraft. |
24.05.1949 | Gründung der Bundes Republik Deutschland, |
11.06.1949 | Vereinsvertreter legten für Westberlin fest, dass die Vereine ihre eigenen Sportverbände bilden sollten, um sich dem Westdeutschen Modell anzuschließen. |
10.09.1949 | Zulassung des Handball Verbandes Berlin (H.V.B) durch den Westberliner Magistrat (Gründungsversammlung siehe 11.11.1949), |
07.10.1949 | Gründung der Deutschen Demokratischen Republik, |
29.10.1949 | Gründung des Sportverbandes Berlin (für Westberlin); Teilnahme 173 Vereine aus 25 Fachverbänden (Quelle: Buch Fußball in Berlin) |
Datum | Ereignis |
11.11.1949 | Gründung des Handball Verbandes Berlin (H.V.B.) für Westberlin, |
15.11.1949 | Der Bezirksfachausschuss (B.F.A.) Handball für Ostberlin wurde gegründet (Leitungsmitglied u.a. Willi Braune vom Altglienicker Sport Verein). Die Vereine aus Westberlin wurden dem H.V.B. und die Vereine aus Ostberlin dem Bezirksfachausschuss Handball im Landessportausschuss Groß-Berlin angegliedert. Beide Verbände organisierten weiterhin eine gemeinsame Meisterschaft. |
Auf der Vorstandssitzung am 27.11.1949 gab es einen Beitrag eines Gastredners von der Kreisleitung Treptow, der zum Thema "Ein Jahr demokratischer Magistrat" referierte. Der damalige Schriftführer des A.S.V. fasste die Ausführungen in einer komprimierten Form im Protokoll zusammen. Besonders die Bemerkung "Sport muss unbedingt politisch sein" wird bei den Anwesenden nicht gut angekommen sein, denn die Sportler der Altglienicker Vereine betrachteten und betrachten bis heute den Sport dem Grund nach als zumindest "unpolitisch im Sinne von Verbindung zu Parteien", sofern die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dieses gestatten. Am Ende des Protokolls wurde vermerkt, dass der Magistrat von Ostberlin den Ortsteil Altglienicke zum Sportschwerpunkt bestimmte. Mit dem Entscheid des Magistrats hinsichtlich des Standortes Altglienicke wurde 1949 beschlossen, in Altglienicke ein neues Stadion einschl. eines Sportgebäudes mit Kegelbahn zu errichten. Das war der Startschuss für eine gigantische Eigeninitiative der Altglienicker Sportler unter der Leitung des A.S.V. und mittels Unterstützung der Altglienicker Bürger, der Nationalen Front und ortsansässiger Betriebe. Es begannen die Planung und Realisierung für die Errichtung vom Volksstadion Altglienicke am Alten Schönefelder Weg.
Datum | Ereignis |
25.11./02.12.1949 | Lizensierung des V.B.B. durch die westlichen Kommandanten und Gründung des Verbandes Berliner Ballspielvereine (V.B.B./Fußball) für Westberlin (Quelle: Buch Fußball in Berlin). Die Vereine aus Westberlins wurden dem V.B.B. und die Vereine aus Ostberlin der Sparte Fußball im Landessportausschuss Groß-Berlin zugeordnet. Beide Verbände organisierten weiterhin eine gemeinsame Meisterschaft. |